Der „B.-Traven-Fluch“ hat wieder zugeschlagen: das relativ „neue“ Auto des Autors hatte hinter Essen und vor Dortmund, also da wo Ret Maruts Theaterkarriere begann, eine fette Panne und blieb liegen. Zweieinhalbtausend Euro schlagen zu Buche – da könnte ich mir schönere Bücher vorstellen: die B.Travens zum Beispiel, aus denen ich auf meinen Vortragsreisen lese, nicht immer mit G.E.L.D. honoriert.
Insofern wäre es großartig, wenn von irgendwoher Unterstützung käme – von den Kulturinstitutionen dieser Republik kommt sie nämlich bisher nicht! Wer helfen kann und will, mag hier unter dem Betreff „BT50-Rundreise“ spenden (Spendenquittung möglich!), einer Rundreise, die schon einige Tausend Kilometer auf dem Tacho hat:
DE93 1001 0010 0489 7671 07
Postbank Berlin
an FDDA (Freunde der direkten Aktion – Abkürzung reicht)
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Und – Höllelujah! – die BT50-Reise geht weiter – hier die nächsten Termine:
So. 23. Februar 2020 ab 18:30 Uhr Berlin-Mitte im „Club der Polnischen Versager„, Ackerstr.168 (nahe U Rosenthaler Platz):
B. TRAVEN AUF DEN BÜHNEN DES OSTENS – Von Suhl über Danzig nach Düsseldorf, München und Mexiko
B. Traven, der geheimnisvollste Starautor des 20. Jahrhunderts, der immer an der Seite der Menschen auf der Schattenseite des Lebens stand und sich literarisch früher als alle anderen Autoren gegen Kolonialismus, Staatswillkür und Unterdrückung ausgesprochen hat, nannte sich in seinen jüngeren Jahren Ret Marut und war nachweislich ab 1907 Schauspieler. So gelangte er ab 1908 auch auf viele Bühnen des Ostens, bis nach Danzig, wo 1912 seine Tochter Irene geboren wurde. Mag sein, dass seine wirkliche Identität Otto Feige war, Metallarbeiter, geboren in Schwiebus (Swibodzin) am 23. Februar 1882. Aber daran gibt es noch berechtigte Zweifel.
Berühmt wurde Marut aber erst 1925 als Autor der Büchergilde Gutenberg nach seiner Flucht nach Mexiko. Als steckbrieflich gesuchter Revolutionär der Münchener Räterepublik von 1918/19 musste er sich nämlich unsichtbar machen. Gleich mit seinen ersten beiden B.Traven-Romanen „Die Baumwollpflücker“ über Lebensverhältnisse und Arbeitskampf der Cottonpickers und „Das Totenschiff“ mit seinen todgeweihten Matrosen, Sans-Papiers – gefangen in Menschenschinder-Maloche, deren Leben einem Schiffsversicherungsbetrug geopfert wird, gelang BT der Durchbruch zum Bestsellerautor des Arbeitermilieus und weit darüber hinaus. Kurt Tucholsky konnte es gar nicht abwarten, den nächsten BT-Roman zu lesen, von denen später fast alle verfilmt wurden. Am bekanntesten „Der Schatz der Sierra Madre“ mit Humphrey Bogart (3 Oscars). Auch Bert Brecht, Albert Einstein und weitere Zeitgenossen schätzten Traven sehr.
BT starb am 26. März 1969 in Mexico City, doch seine Bücher sind aktuell wie je und rühren weiter auf zum Widerstand auf gegen Schinderei, Muckertum und Autoritarismus.
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Ralf G. Landmesser, Publizist und Vorsitzender der Internationalen B. Traven Gesellschaft, stellt den Autor in Text und Bild vor und liest anlässlich dessen 50. Todesjahr aus Travens Werken.
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Starautor B. Traven in Thüringen – Prolegomena eines Weltautors
Fr. 28. Februar 2020, 19 Uhr
Kleinkunstbühne Rautenkranz
Ernestinerstraße 40, 98617 Meiningen
– Vortrag von Ralf G. Landmesser, Publizist, Vorsitzender der Internationalen B. Traven Gesellschaft
– eine Veranstaltung des Wandervereins Bakuninhütte
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Vor 50 Jahren, am 26. März 1969, starb in Mexico City einer der bedeutendsten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts – B. Traven. Seine Herkunft war und ist geheimnisumwittert. War er der am 23. Februar 1882 in Schwiebus geborene Metallarbeiter Otto Feige? Sicher ist jedenfalls, dass BT identisch ist mit dem Schauspieler und Schriftsteller Ret Marut, der 1908 auch kurzzeitig bei Suhl in Ohrdruf an der Bühne war. Weitere Stationen sind Danzig, Düsseldorf und München. In der Bayerischen Hauptstadt mit ihrer Bohème lässt Marut sich als Autor nieder, gibt mitten im Krieg die freche Zeitschrift „Der Ziegelbrenner“ heraus und beteiligt sich 1918/19 führend an der Münchener Räterepublik. Nach deren Massakrierung ist er auf der Flucht, u.a. in Köln bei der „Gruppe progressiver Rheinischer Künstler“ und landet schließlich 1924 in Tampico, Mexiko. Von dort beginnt er seine kometenhafte Karriere als Weltautor, zunächst aber als Starautor der gewerkschaftseigenen „Büchergilde Gutenberg“. Sein erstes Buch heißt „Der Wobbly“, sein zweites „Das Totenschiff“ – später als Film mit Horst Bucholz und Mario Adorf. Fast alle seine Romane wurden verfilmt. Sie wurden in mindestens 25 Sprachen übersetzt und erreichten eine Weltauflage von über 30 Millionen.
Die Veranstaltung wird gefördert durch das Bundesprogramm Demokratie leben! (BMFSFJ) sowie das Thüringer Landesprogramm „Denk bunt“ (TMBJS) und den Landkreis Schmalkalden-Meiningen und findet in Kooperation mit dem Meininger Bündnis für Demokratie und Toleranz statt.
Weitere BT50-Veranstaltungen
stehen an: demnächst, voraussichtlich im Mai 2020 auch in SCHWERIN. Dann ist das BT-Todesjahr 2019/20 zwar vorbei, aber schon bald wird es neue Anlässe geben, sich dem Autor zu nähern: 2024 feiern wir das 100jährige Bestehen der BÜCHERGILDE GUTENBERG, zu dem auch dort BT wieder aufgelegt werden soll. Und schließlich 2025 wird der „Autor B. Traven“ sein 100jähriges Ersterscheinen in D-Land erleben. Wir hoffen spätestens dann die große BT-Ausstellung von 2016 im „Museum für Moderne Kunst“ in Mexico-City endlich hier zu sehen – hoffentlich in BERLIN, wo Ret Marut zweimal längere Zeit wohnte und wo die Mutter seiner Tochter Irene, Elfriede Zielke herstammte und wo auch seine Tochter in Berlin-Ost ihr Leben verbrachte. Nicht zuletzt sei in diesem Zusammenhang Prof. Rolf Recknagel’s gedacht, des verdienstvollsten und ersten Traven-Forschers, der auch in Berlin-Ost lebte.
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Weitere Veranstaltungen wird die IBTG dem B. Traven-Lektor bei der Büchergilde, ERICH KNAUF, widmen, der 1920 aktiv gegen den konterrevolutionären Kapp-Lüttwitz-Putsch kämpfte und darüber ein ausgezeichnetes Buch schrieb, den Roman ÇA IRA. Dieser tapfere Mann wurde am 2. Mai 1944 von den Nazi-Bastarden in Brandenburg geköpft, weil er mit seinem Freund ERICH OHSER (d.i. e.o. plauen – Zeichner der Vater&Sohn-Comics) Witze über das Nazi-Pack gerissen hatte und denunziert wurde. Auch Ohser wurde vom „Volksgerichtshof-Richter“ Freisler gnadenlos zum Tode verurteilt und kam dem Henker im Untersuchungsgefängnis Moabit zuvor. Beider Freund ERICH KÄSTNER widmete ihnen nach dem Ende des Nazi-Reiches seine Kurzgeschichte „Eine unbezahlte Rechnung„. Es wird Zeit diese Rechnung endlich zu begleichen.
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Mord in sieben Sekunden – Erich Knaufs Leben & Tod
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https://www.stolpersteine-berlin.de/de/biografie/5178
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Zum guten Schluss möchte ich nicht versäumen, auf zwei Direktlieferanten bester BT-Literatur hinzuweisen:
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Der Ziegelbrenner – Versand für gesellschaftskritische Medien
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aLibro – Fachbuchhandlung für Anarchie
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Mit besten Empfehlungen
Ralf G. Landmesser [IBTG]
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